Baukultur sei immer als Spiegelbild der Gesellschaft zu verstehen, sagte Bauminister Volker Schlotmann in der Debatte. In einer Demokratie gebe es nun mal keine strikten Vorgaben, in einer bestimmten Art und Weise zu bauen. Es herrsche eine große Offenheit, zum Teil werde Denkmalpflege betrieben, aber auch Neues entwickelt und gebaut. Zudem, so ein zweiter Grundgedanke, komme heute der Energieeffizienz besonderes Gewicht zu. Sie sei ein Gradmesser für gutes Bauen. Baukulturmüsse auch demdemografischen Wandel Rechnung tragen. Sie müsse sich zunehmend auf die Bedürfnisse ältererMenschen einstellen. Außerdem sei es notwendig, gesunde, natürliche Baustoffe zu verwenden. Letztendlich ist seinen Worten nach Baukultur als Daueraufgabe zu verstehen. „Ich habe vor, diese Grundsätze zunehmend in die Förderpolitik meines Hauses zu integrieren, kündigte der Minister an.
Regine Lück (DIE LINKE) erinnerte an das Jahr 2003, alsMecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland die Initiative „Baukultur“ ins Leben rief. Die neue Unterrichtung enthalte eine Vielzahl beeindruckender Beispiele für gelungene Architektur. Aber sie spiegele ausschließlich die Sicht der Landesregierungwider. IhrerMeinung nach fehlt eine Einordnung. „Und mir fehlt die Vision, wie es denn mit der Baukultur in Zukunft weitergehen soll“, sagte die Politikerin. Sie regte an, die 21 Thesen, die dem Landtags-Beschluss von 2003 zugrunde lagen, mit Fachleuten auf Aktualität zu überprüfen.
Udo Timm(CDU)warnte vor einemFachkräftemangel. „Wir brauchen versierte Bauingenieure und Architekten imLand“, sagte er. Sonst werde sich die Baukultur negativ entwickeln. Die Unterrichtung der Landesregierung sei imWesentlichen eine Aneinanderreihung von Aktivitäten. Eine grundsätzliche Bewertung der Maßnahmen durch Fachgremien wäre seiner Meinung nach besser gewesen.
Der Fraktionschef der NPD, Udo Pastörs, vermisst seinenWorten nach Aussagen zu den Lebensverhältnissen der „einfachen Leute“. Die Architektur werde mit eiserner Hand durch Großkonzerne beherrscht. In Städten wie Schwerin, Stralsund oder Rostock gebe es bereits erste Anzeichen dafür, dass eine Glas-Beton- Einheitsarchitektur die traditionellen, für die Region typischen Gebäude dominiert.
Der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Norbert Baunach, zeigte sich zufrieden mit der Unterrichtung. Mecklenburg-Vorpommern sei das erste Bundesland, dessen Landtag ein Baukulturbericht vorgelegt wurde. Er regte an, nun für eine Verstetigung der Initiative zu sorgen. „Baukultur ist ein Standortfaktor für unser Land. Die Mischung aus Tradition und Moderne in der Baukultur muss stimmen, dann fühlen sich Einheimische wie auch Touristen wohl in unseren Städten und Dörfern“, betonte er.
Der FDP-Politiker und Vizepräsident des Landtages Hans Kreher wies auf die umfassende Bedeutung der Baukultur hin. Sie umfasse die Gesamtheit der Architektur, der Landschaftsgestaltung, die Pflege des kulturellen Erbes und sie müsse auch nachhaltig sein. Es sei notwendig, da Thema immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen.
Mecklenburg-Vorpommern sieht auf eine mehr als 1000-jährige Baugeschichte zurück. Backsteingotik in den Hansestädten, Schlösser und Herrenhäuser aus der Renaissancewie in Güstrow und Ulrichshusen, Bürgerhäuser, barocke Bauten und Parkanlagen in Residenz- und Ackerbürgerstädten, Bäderarchitektur an der Küste und nicht zuletzt das Schweriner Schloss als Glanzlicht des Historismus – im Land zwischen Elbe und Oder gibt es ein bemerkenswertes kulturhistorisches Erbe, das von der Vergangenheit erzählt und die Gegenwart prägt. Um dies zu erhalten und in die heutige Zeit einzubinden,wurde 2001 eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Architektenkammer gegründet. Gemeinsam mit der Ingenieurkammer, der Landesregierung, dem Landtag und den kommunalen Spitzenverbänden wurde dann die Initiative „Baukultur Mecklenburg-Vorpommern“ ins Leben gerufen. Im Ergebnis sind 21 Thesen zur Entwicklung der Baukultur erarbeitet worden, auf deren Grundlage das Planen und Bauen im Land verbessert werden soll. Das Landesparlament hat die Regierung beauftragt, regelmäßig darüber zu berichten.