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Planerwerkstatt Peenemünde

11. Planerwerkstatt
25. und 26. Mai 2009

Stadtplaner, Architekten, Landschafts- und Innenarchitekten widmeten sich zwei Tage der Ideenfindung zur Entwicklung des Ortskerns der geschichtsträchtigen Gemeinde Peenemünde auf Usedom.

Zum 11. Mal trafen sich Planer aus dem ganzen Bundesland zu einer Planerwerkstatt, die die Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern dieses Mal mit dem Regionalen Planungsverband Vorpommern und der Gemeinde Peenemünde veranstaltete.

Peenemünde ist ein besonderer Ort. Seit Jahrhunderten ist er gewachsen, die erste Besiedlung geht auf das zweite Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurück und bis in die Dreißigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts hat sich das Dorf auch ungestört und ohne große Eingriffe entwickeln können. 1938 hat sich das schlagartig verändert: Die nationalsozialistische Verwaltung löste die Gemeinde auf, um in Ruhe an verschiedenen Raketenforschungsprogrammen zu arbeiten und dabei die bekannten V1 und V2 Raketen zu entwickeln. Diese und die nach 1945 folgende ebenfalls militärische Nutzung durch die Nationale Volksarmee der DDR und die Bundeswehr nach der deutschen Vereinigung haben den Ort und seine Umgebung geprägt und dadurch zerstört. Heute sind es Ruinen, die ihn besonders bestimmen wie auch die Erinnerung an die Hightech-Experimente der Nationalsozialisten, die Opfer ihrer Waffen und deren Produktion. Denn hier wie überall im damaligen deutschen Einflussgebiet zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ließen Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge ihr Leben im politischen und rassistischen System der Nationalsozialisten. Aber auch die aus der Geschichte resultierenden Eigentumsverhältnisse sowie die Belastung des Bodens durch Munition und andere Stoffe erschweren die Entwicklung neuer Perspektiven für die Ortschaft Peenemünde. Sie ist zu einem sehr heterogenen Gebilde geworden, das kein Zentrum hat, wenn man von seinem Hafen absieht, aber gerade dort entsteht eine Siedlung mit Einfamilienhäusern, die anderenorts am Ortsrand zu finden ist.
Die Erwartungen an die Ergebnisse der Planerwerkstatt waren bei ihrer Eröffnung also hoch. Die Grußworte des Bürgermeisters Rainer Barthelmes, der stellvertretenden Landrätin des Kreises Ostvorpommern und dessen Baudezernentin Jutta Scheiwe fielen entsprechend aufmunternd aus. Kammerpräsident Joachim Brenncke dämpfte dagegen die Erwartungen. Die Erfahrungen der bislang in Mecklenburg-Vorpommern veranstalteten elf Planerwerkstätten zeigten, dass die Gemeinden zwar wertvolle Anregungen bekämen, aber keine fertigen Pläne, mit denen sie dann in Schwerin Gelder beantragen könnten. Dafür wäre ein weiterer Planungsprozess notwendig, für den die Architekten des Landes aber bereit stünden. Auch Sebastian Schröder, Staatssekretär im Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern, betonte die hohe nationale und internationale Aufmerksamkeit, die Peenemünde habe, obgleich dies nur ein bedingt einladender Ort sei. Er begrüßte den Einklang von Politik, Bürgerschaft und Fachleuten, die in den Planerwerkstätten der Architektenkammer zum Tragen käme, machte aber deutlich, dass dies eine gute Stadtplanung nicht ersetzen könne. Schröder unterstrich die Bereitschaft der Landesregierung, sich an einer neuen Betreibergesellschaft des Historisch-Technischen Informationszentrums (HTI) zu beteiligen und damit auch den Ort Peenemünde zu unterstützen. Ort und Museum hingen zusammen und hier würden sich ähnlich wie auf den Industriebrachen in Nordrhein-Westfalen oder in den Hafengebieten deutscher und europäischer Städte große Potentiale bieten. Die komplizierten Bodenbesitzverhältnisse sollten vom Nachdenken über die Zukunft des Ortes und vom konkreten Planen nicht abschrecken.
An die Ausführungen zur Einbindung von Peenemünde in die regionale Entwicklung von Dr. Lydia Neugebauer, Dezernentin für Regionalplanung im Amt für Raumordnung Vorpommern, zum Planungsstand in Peenemünde durch den Bauamtsleiter Reinhard Garske vom Amt Usedom Nord, und zur Ortsgeschichte durch Dr. Hans Knopp, Historisch-Technisches Informationszentrum (HTI) Penemünde, begab sich die ganze Werkstatt auf einen Rundgang durch den Ort.
Unter der Moderation von Kammervizepräsident Lutz Braun teilte sich die Planerschaft daraufhin in drei Arbeitsgruppen, die unterschiedliche Gedanken zur Ortsentwicklung vertieften.
Die erste Arbeitsgruppe besann sich auf das klassische Prinzip der Architektur, Ordnung zu schaffen: Alle Ruinen und Gebäude, die weder besonderen Wert noch Nutzen hätten, sollen abgebrochen werden. Insbesondere die Flächen am Wasser sollen frei geräumt werden, um hier ein neues Dorfzentrum zu schaffen. Neben dem HTI, das für Technik und Verantwortung stehe, und dem Dorf selbst solle auch die Ruine des ehemaligen Sauerstoffwerkes erhalten sowie ausgebaut werden, um als ein neues touristisches Zentrum dem Gedenken des durch technische Entwicklungen und Kriege verursachte menschliche Leids gewidmet zu werden. Die so neu entstehenden Bereiche sollten zwar verbunden, aber dennoch deutlich separiert werden können. Die zweite Arbeitsgruppe schlug vor, in Hafennähe ein neues Ortzentrum zu formieren und den Verkehr dort entsprechend zu bündeln. Die Bahntrasse der Usedomer Bäderbahn (UBB) solle verlängert und auch eine Straße dorthin verlegt und Parkplätze geschaffen werden, so dass ein bequemer Übergang zum Schiffsverkehr entsteht. Eine Hafenpromenade könne zusätzliche Attraktivität bringen und von dieser zentralen Stelle aus solle auch das HTI zugänglich sein. Mit einem „Welcome-Center“ könne hier eine zentrale touristische Einrichtung geschaffen werden, in der die Eintrittskarten für das HTI und andere touristische Angebote, die zusätzlich geschaffen werden sollen, sowie Fahrharten für alle Verkehrsmittel erworben werden können. Das Wohnen sollte nach den Vorstellungen der Planer im Bereich des Straßendorfes im Osten des Ortes konzentriert werden, damit sich die beiden Nutzungen nicht beinträchtigen.
Auch die dritte Arbeitsgruppe schlug eine Strukturierung des Ortes und die Ausbildung von fünf Zonen vor: Der Hafen soll nach ihren Vorstellungen mit einer Promenade aufgewertet, touristisches Wohnen ermöglicht, ein Infozentrum eingerichtet, das Dorf in seiner Siedlungsstruktur mit einem Dorfkern gestärkt und das HTI als ein zentrales Element in Peenemünde herausgehoben werden. Die vorhandene Mauer des HTI, die an die zukünftige Ortsmitte grenzt, solle dabei eine zentrale Orientierung geben und mit gezielt eingerichteten Durchlässen sowohl Anreizen zum Entdecken schaffen als auch das Areal abgrenzen. Wesentlich sei es auch, den Besuchern gleich am Ortseingang Orientierung zu verschaffen.
In der den Präsentationen folgenden Diskussion zeigt sich Bürgermeister Barthelmes dankbar für die Anregungen der Planer, den „Flickenteppich“ als der sich Peenemünde an vielen Stellen zeige, zusammenzuführen und eine Ortstruktur mit einem Ortskern zu entwickeln. Man habe jetzt Gelegenheit, die vielfältigen Vorschläge zu überdenken, die er sich auch in einer Kombination der drei Ansätze vorstellen könne. Als erstes aber sollen die Orientierungsmöglichkeiten am Orteingang verbessert werden.

Olaf Bartels

Hier können Sie das Programm als PDF-Datei downloaden:

Programm Planerwerkstatt Peenemünde
 
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